Prokofjew

Klaviersonate Nr. 6, Choses en soi, Qutre pièces de danse, Visions fugitives

Vadym Kholodenko (Klavier)

Harmonia mundi (78‘)

Wertung: 9

Einem einzigen Komponisten, Sergei Prokofjew, hat Vadym Kholodenko sein Album gewidmet, und doch ist es ein Album der Kontraste geworden. Welche geradezu gewalttätigen Kräfte vor allem im Kopfsatz der sechsten Sonate (die 1940 als Auftakt der drei so genannten Kriegssonaten komponiert wurde) schlummern, führt der ukrainische Pianist auf verstörende Weise vor Ohren. In seiner eher „romantisch“ gedachten Interpretation erhält das Stück eine emotionale Aufgewühltheit und dramatischen Dichte, die es in der meist strukturalistischen, „härteren“ Sichtweise anderer Pianisten selten erreicht. Was hier erklingt, ist purer Existenzualismus, wie ein tonnenschwerer Panzer rollt diese Musik dahin – und konterkariert die schwebende Leichtigkeit, mit der Kholodenko die weiteren Programmpunkte seines Albums bestreitet. Allen voran die mit einem fast schon schauspielerischen Sinn für Klangcharaktere gespielten Visions fugitives aus der frühen Schaffensperiode des Komponisten. Unerwartete Wendungen und doppelte Böden präsentiert Kholodenko mit erzählerischer Meisterhaftigkeit, dank der überall aufblitzenden Dämonie und Fratzenhaftigkeit fühlt man sich an Nachtstücke von E.T.A. Hoffmann erinnert.

Stephan Schwarz-Peters

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