DIE KUNST DER FUGE
Geoffrey Douglas Madge (Klavier)
ZEFIR | 71′
Bewertung: 8
Der australische Pianist Geoffrey Douglas Madge, der im Oktober seinen 80. Geburtstag feierte, hat sich als Interpret von extrem fordernden Klavierwerken wie den Godowsky-Bearbeitungen der Chopin-Etüden oder dem vierstündigen Opus clavicembalisticum von Kaikhosru Sorabji einen Namen gemacht. Auf seinem aktuellen Album widmet er sich ebenfalls einem pianistisch wie intellektuell höchst anspruchsvollen Zyklus: Bachs Kunst der Fuge. Anders als Grigory Sokolov, der in seiner Einspielung Sätzen wie dem Contrapunctus 2 durch Gould’sches Non-Legato-Spiel bisweilen einen unangemessen neckischen Charakter zuweist, macht Madge keine Experimente in der Artikulation; trotzdem gestaltet er diese differenziert und abwechslungsreich. Auch in den Tempi meidet der Australier die Extreme. So spielt er den unvollendeten Contrapunctus 14 in natürlichem Fluss, während Sokolov hier ein so langsames Zeitmaß wählt, dass das erste Thema kaum zu erfassen ist. Manchmal gehen bei Magde allerdings die Fugenthemen etwas unter, etwa im Contrapunctus 1, hier agiert Sokolov strukturbewusster und transparenter. Insgesamt überzeugt jedoch die Einspielung des Australiers durch Klangsinn, ausgewogene Tempi und eine exzellente Aufnahmetechnik.
Mario-Felix Vogt