KLAVIERWERKE VON BEETHOVEN
UND BIRTWISTLE
Nicolas Hodges (Klavier)
WERGO | 59‘
BEWERTUNG: 9
Beethovens Bagatellen scheinen aufgrund ihres experimentellen Charakters bereits das 20. Jahrhundert vorwegzunehmen. Anlässlich des 250. Geburtstags von Beethoven hat der britische Pianist Nicolas Hodges nun Klavierstücke seines Landsmannes Harrison Birtwistle (*1934) den Bagatellen von Beethoven gegenübergestellt, um einerseits zu zeigen, wie kühn und modern Beethoven bereits musikalisch gedacht hat, und um andererseits Fragmente der Tradition in Birtwistles Stücken nachzuspüren, die dieser zum Teil für Hodges selbst komponierte. In seinem ungeschönten
direkten Zugriff bei Beethoven erinnert Hodges ein wenig an Michael Korstick und Friedrich Gulda. Er verfügt über ein ein profundes architektonisches Verständnis und eine ausgezeichnete Pianistik, die es ihm erlaubt, auch die Stücke von Birtwistle souverän zu interpretieren. Diese sind übrigens nicht nur rhythmisch sehr komplex und virtuos, sondern zum Teil auch sehr witzig: Werktitel wie Gigue Machine oder Dance of the Metro-Gnome sprechen für sich. Es ist Hodges auch hoch anzurechnen, dass er neben den Bagatellen einige Beethoven-Stücke aufgenommen hat, die kaum gespielt werden, etwa die großartige Fantasie op. 77, die Beethoven von seiner improvisatorischen Seite zeigt.
Mario-Felix Vogt
