Originalwerke von Bach und Bearbeitungen von Busoni u.a.
Francesco Piemontesi (Klavier)
Pentatone (52‘)
BEWERTUNG: 10
Francesco Piemontesi ist ein Pianist, der augenscheinlich jeden Quadratmillimeter des Klaviers klanglich vermessen kann. Sein neues Album ist der beste Beweis dafür – und liefert ein überzeugendes Argument, dass es sich lohnt, als Musikliebhaber eine gute HiFi-Anlage zu Hause zu haben. Im Zentrum steht das Werk Johann Sebastian Bachs durch die mittlerweile schon selbst wieder historisch gewordene Brille späterer Bearbeiter: Um Bach für die Hörbedürfnisse ihrer Zeit zu rüsten, hatten Musiker wie Ferruccio Busoni oder Wilhelm Kempff seine Originalmusik für Tasteninstrumente flügeltauglich gemacht. Piemontesi lässt die dahinterstehende musikalische Gedankenwelt derart lustvoll wieder auferstehen, dass man sich ihr unabhängig von der Frage „darf man das heute noch so machen?“ einfach nur schamlos hingeben möchte. Schon in Busonis einleitenden Bearbeitung der Es-Dur-Präludiums BWV 552 zieht er sämtliche Register eines orchestralen Klavierklangs. Man meint, von einen 100-köpfigen Klangkörper umzingelt zu sein. Doch selbst in seinen spätromantischesten Anwandlungen wirkt diese Monumentalität nie platt oder erdrückend – sondern voll von Farbe und Ausdruck.
Stephan Schwarz-Peters
