Beethoven

Bagatellen

Vladimir Feltsman (Klavier)

Nimbus (67‘)

Wertung: 9

Die meisten Beethoven-Pianisten haben jubiläumsbedingt ihre ganze Aufmerksamkeit in die großen Werke, die Sonaten- und Variationen, gesteckt. Dabei haben die Kleinigkeiten am Rande, die musikalischen Weisheiten, die der heilige Ludwig in seinen anekdotisch-aphoristischen Bagatellen verkündet, genauso ihren Reiz. In höchster Vollendung kitzelt diesen Vladimir Feltsman in seiner neuen Aufnahme der Zyklen opp. 33, 119 und 126 für das britische Label Nimbus hervor, eine Paradeleistung in Sachen Klangökonomie, Spielwitz und Farbgestaltung. Hier schillert die Musik so facettenreich wie ein durchs Kaleidoskop betrachtetes Objekt, jedes der bisweilen gerade einmal wenige Sekunden dauernden Einzelteile wird einer genauen musikalischen Untersuchung unterzogen, gewissermaßen bis ins letzte Stäubchen hinein offengelegt – und erscheint als Kunstwerk in sich doch wie ein natürlich geschaffener, in seiner Formgebung einzigartiger und vollendeter Edelkristall. Feltsman spielt die Bagatellen mit einer rhetorischen Überzeugungskraft, als würde ein gutgelaunter Beethoven sich ans Publikum wenden und in einem spontanen und gleichzeitig ausgeklügelten Vortrag direkt zu ihm sprechen. Selbst das unvermeidliche Für Elise am Schluss klingt so frisch und unverbraucht wie ein Stehgreifgedanke.

Stephan Schwarz-Peters

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