SÄMTLICHE NOCTURNES
Alain Planès (Klavier, Pleyel von 1836)
Harmonia mundi 2 CD │114′
Bewertung: 8
Der französische Pianist Alain Planès widmete sich lange Jahre als Pianist im Ensemble Intercontemporain unter Pierre Boulez der zeitgenössischen Musik. Später
spielte er das gesamte Klavierwerk von Claude Debussy ein. Von Chopin veröffentlichte er bereits 2009 sämtliche Préludes, auf seiner aktuellen CD widmet er sich nun den Nocturnes auf einem Flügel aus dem Jahre 1836 von der Firma Pleyel, Chopins Lieblingsklavierbauer. Gegenüber dem modernen Flügel klingt der Pleyel deutlich wärmer im Diskant und schlanker im Bass, was den zart kantablen Nocturnes gut bekommt. Planès nähert sich diesen oft verkitscht dargebotenen Werken ohne Rubato-Klischees auf angenehm schlichte Weise, allerdings nimmt er sich die Freiheit, eigene Verzierungen in die Stücke einzubauen; so erhält das schon fast zu Tode gespielte Nocturne Nr. 2 in Es Dur eine neue Frische durch originelle Girlanden. An manchen Stellen klingt Planès’ Spiel allerdings etwas nüchtern, da wünschte man sich etwas mehr expressive Freiheiten und klangliche Differenzierungen. Trotzdem: ein wertvoller Beitrag zur Chopin-Interpretation auf historischen Instrumenten.
Mario-Felix Vogt