CHOPIN

NOCTURNES

Jan Lisiecki (Klavier)

Deutsche Grammophon | 123′

Bewertung: 7

Nachdem Jan Lisiecki bereits Chopins Werke für Klavier und Orchester und die Etüden aufgenommen hat, widmet er sich auf seinem aktuellen Doppelalbum den 21 Nocturnes. Diese Stücke kommen dem lyrischen Naturell des mittlerweile 26 Jahre alten Pianisten sehr entgegen, hier kann er zeigen, zu welch feinsinnigen farblichen Abstufungen er in der Lage ist. In der Tat geraten viele der 21 Nachtstücke sehr klangschön, denn Lisiecki beachtet Chopins dynamische Bezeichnungen genau und weiß eine Melodie sanglich zum Klingen zu bringen. Indes kommen viele Stücke nicht so recht in Fluss. Dies liegt zum einen daran, dass der Kanadier oft sehr langsame Grundtempi wählt, zum anderen daran, dass er an den entscheidenden Stellen das Tempo nicht anzieht. So stagniert das erste Nocturne immer wieder, und auch das berühmte Stück op. 9 Nr. 2 wirkt seltsam hüftsteif und manieriert in der agogischen Gestaltung, erinnert ein wenig an manche Chopin-Interpretationen von Ivo Pogorelich. Dass Lisiecki auch anders kann, beweist das Nocturne op. 9 Nr. 3, das er geschmeidig und mit tänzerischem Drive interpretiert. Diese Musizierhaltung hätte auch einigen anderen Stücken der Sammlung gut getan.

Mario-Felix Vogt

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