Felix & Fanny Mendelssohn

Complete Works for Cello & Piano

Joel Marosi, Cello und Esther Walker, Klavier

First Hand Records Ltd. 2020

HINDEMITH

Ludus Tonalis, Hartmann: Piano Sonata ’27 April 1945’

Esther Walker, Klavier

First Hand Records Ltd. 2018

Gleich zwei interessante Einspielungen von ein und derselben Pianistin überraschen die Rezensentin: Esther Walkers Fantasie und Können am Klavier sind außergewöhnlich. In der Mendelssohn-Aufnahme ist sie als Duo-Partnerin des Cellisten Joel Marosi zu hören. Ihr Farbenreichtum umschmeichelt Marosis singende Cello-Kantilenen virtuos und romantisch. Und was für eine großartige Repertoire-Zusammenstellung der beiden genialen Geschwister Fanny und Felix! Eine Entdeckung und Bereicherung für jeden Liebhaber romantischer Kammermusik. Das zweite Album ist ein ganz besonderes Juwel. Der 1942 entstandene Klavierzyklus Ludus Tonalis ist ein Kosmos der Kompositions- und der Klavierkunst. Vom allerersten Ton zieht Walker die Hörenden in den Bann. Walkers Aufmerksamkeit, man kann schon sagen Liebe, für jeden einzelnen Ton, ihre subtile Klanggebung, ihr Umfassen der großen Form, ihre Verstehen zwingen zum konzentrierten Hören. Mit Intelligenz und Souverenität leuchtet die schweizer Pianistin in jeden Winkel dieses musikarchitektonischen Meisterwerks. Bei aller analytischen Präzision tritt dabei die Leidenschaftlichkeit des Aus-dem-Augenblick-Schöpfens nicht zurück. Diesen viel zu selten gespielten, anspruchsvollen, fast einstündigen Klavierzyklus will man immer wieder hören und man wird immer Neues entdecken, vor allem, wenn er so fantastisch gespielt ist wie von Esther Walker. Karl Amadeus Hartmanns Klaviersonate „27. April 1945“ ist ein Vermächtnis und ein Monument des tief erlebten Widerstandes. Es ist tiefgründige, ergreifende Musik aus einer dunklen Zeit geschaffen von einem widerständischen Geist, der aus Protest gegen die Gewaltherrschaft in die innere Emigration ging. Hartmann selbst erklärt Titel und Datum: „Am 27. und 28. April 1945 schleppte sich ein Menschenstrom von Dachauer ‚Schutzhäftlingen’ an uns vorüber – unendlich war der Strom – unendlich war das Elend – unendlich war das Leid… Dies Bild des Schreckens, dies Bild des Grauens ist nicht zu schildern.“ Esther Walker hat dieses Werk vollständig verstanden. Ein vollkommene künstlerische und geistige Leistung. Vielleicht kann man dieses Werk anders spielen- besser und authentischer geht es sicher nicht.

Florestante Croche

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