Ligeti

Sämtliche Etüden
Danny Driver (Klavier)
Hyperion (58‘)

BEWERTUNG: 9

Ligetis Etüden sind die pianistische Herausforderung des ausgehenden 20. Jahrhunderts, mit dem komplex-verschlungenen und rhythmisch überaus vielschichtigen Zyklus gibt der ungarische Komponist selbst Großmeistern ihres Fachs die härtesten Nüsse zu knacken. Wie’s scheint, genau das Richtige für den 1977 geborenen Briten Danny Driver. Die manuellen Anforderungen bewältigt er im wahrsten Sinne des Wortes spielend, genau dieser spielerische Gestus aber ist es, mit dem er zum jeweiligen Kern dieser 18 zwischen 1985 und 2001 entstandenen Miniaturen vordringt: Seine Virtuosität liegt jenseits dessen, was schiere Fingerfertigkeit allein zur Bewältigung des Notentextes aufbieten müsste; es ist die wirbelnde Virtuosität eines musikalischen Trickmagiers, der Tonstrukturen völlig unabhängig begreift und sie im gleichen Moment wie zu einem Trugbild zusammenführt. So gelingt es ihm, die Idee jeder einzelnen Etüde freizulegen und geradezu visionär zum Leuchten zu bringen, von der Illusion eines in Struktur und Farbgebung brüchigen Regenbogens in Arc-en-ciel bis zur verstiegenen Dämonie der Teufelsleiter. Eine große Bereicherung der bisherigen Diskografie!

Stephan Schwarz-Peters

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