Werke von Beethoven und Bach
Haiou Zhang (Klavier)
Hänssler (67‘)
BEWERTUNG: 8
Vielen von uns dürfte in diesem von Unwägbarkeiten und Einschränkungen geprägten Jahr 2020 noch einmal bewusst geworden sein, was uns wirklich wichtig ist. Auch bei Haiou Zhang hat die Corona-Pandemie tiefe persönliche Eindrücke hinterlassen, er hat sie auf seinem neuen Album mit dem programmatischen Titel „My 2020“ verarbeitet. Beeindruckend ist die große Emotions- und Ausdrucksdichte, mit Beethovens späten Sonaten opp. 109 und 111 hat sich der chinesische Pianist dabei Werke vorgenommen, in denen zwischen wühlender Leidenschaft, strenger Zucht und heiterer Gelassenheit eine Vielzahl menschlicher Gefühlsregungen in Wettstreit treten. Zhang überlässt sich seiner unfehlbaren Intuition, verbindet Spielfreude und Sinn auch für die schroffen Strukturverläufe in einem anspruchsvollen Programm, dessen Gravitationszentrum eindeutig die Arietta aus der finalen c-Moll-Sonate bildet. Mit zwei Bach-Bearbeitungen und dem abschließenden Für Elise kommt Zhang wieder in einen Zustand der inneren Ruhe zurück – zwischendurch aufgelockert durch die ungeduldige Zuversicht und Bühnensehnsucht versprühende Kopfsatz-Kadenz aus Beethovens 4. Klavierkonzert.
Stephan Schwarz-Peters